Nährholz statt Thuja: wir pflanzen eine Wildobsthecke

VonSebastian Petersen
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Die Baumschule Lüer pflanzt für uns eine Nährholzhecke, die nicht nur Sicht- und Windschutz, sondern auch Nahrung und Lebensraum für unsere Tierwelt bietet.

Nachdem wir lange unser Heckenkonzept geplant haben, war es diese Woche endlich so weit: Wir können uns über den ersten Heckenabschnitt im Naturerlebnisgarten Söllingen freuen! Unterstützt hat unser Vorhaben die Baumschule Lüer, deren fleißige Gärtner mehr als 70 Pflanzen in zwei Reihen an der Westseite des Gartens setzten. Entlang des bereits errichteten Wildzauns soll eine Vogel- und Insektennährholzhecke entstehen, die zukünftig das Areal vor Wind schützt und zeitgleich Tieren Unterschlupf und Nahrung bietet. Die Sträucher pflanzten wir mit einem vergleichsweise geringen Abstand von rund einem Meter zueinander, damit sie schnell dicht zusammenwachsen.

Unsere Nährholzhecke entsteht entlang des Wildzauns, der den Naturerlebnisgarten Söllingen eingrenzt.

Was ist eine Nährholzhecke

Nährholzhecken bieten nicht nur Sicht- und Windschutz, sondern auch wichtigen Lebensraum und ausreichend Nahrung in Form von Nektar, Pollen und Früchten. Tiere nutzen Nährholzhecken als Vorratskammern, Kinderstuben und Schlafzimmer. Hierfür muss eine Hecke bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Neben wichtigen ökologischen Aspekten sollten unsere Sträucher auch etwa gleich hoch wachsen. Dieser Punkt spielte bei der endgültigen Auswahl jedoch eine untergeordnete Rolle.

Die passenden Planzen für eine Nährholzhecke

Beliebte Gewächse wie Kirschlorbeer, Forsythie oder Thuja haben ökologisch keinen Wert. Sie sind giftig für Tiere, produzieren keinen Nektar oder sind im Inneren tot. Sowas wollen wir nicht in unserem Garten sehen! Ein schöner (und essbarer) Weißdorn hingegen bietet mehr als 160 Tierarten ein Zuhause! Auch Schlehen sind sehr interessant. Auf ihnen siedeln sich Raupen an, die sich an den Blättern sattfuttern. Was auf den ersten Blick ärgerlich scheint, ist sehr wichtig, denn Raupen sind das Lieblingsfutter vieler Vogelarten. Und wo sollen Schmetterlinge herkommen, wenn es keine Raupen geben darf? Auch Blattläuse können sich bei uns wohlfühlen, denn Jungvögel freuen sich über sie als einfache Beute. Kurzum: wir wollten eine große Auswahl an heimischen Sträuchern, die wertvolle Pollen, Nektar und Früchte produzieren und sich gut als Unterkunft eignen, damit sich viele Tierarten in unserem Garten ansiedeln.

Je vielfältiger die Heckenpflanzen, desto diverser der entstehende Lebensraum

Die Hecke besteht aus ökologisch wertvollen Heckenpflanzen. Hier liegen zum Beispiel Berberitze und Sanddorn.

Unsere Nährholzhecke besteht unter anderem aus Schlehen, Weißdorn, Berberitzen, Sanddorn, Waldhasel, Filzrose, Kornelkirsche und Pimpernuss. Auch Menschen können die teils sehr delikaten Früchte dieser Pflanzen problemlos essen. Der Holunder hingegen ist zwar sehr gesund und reich an Vitamin C, jedoch verursachen seine Beeren ungekocht Übelkeit. Die Beeren des Gemeinen Schneeballs werden wir komplett den Vögeln überlassen, denn der Fruchtschmuck dieses wertvollen Insekten- und Vogelnährholzes gilt als giftig.

(Giftig ist jedoch relativ. Der Verzehr einiger dieser Beeren würde niemanden umbringen. Ganz im Gegenteil, früher fanden diese Verwendung in der Naturheilmedizin und werden auch heute in einigen Kulturen als Kochzutat oder Grundlage für Gelees genutzt. So relativ kann also „giftig“ sein.)

Auch die abgeworfenen Blätter unserer Hecke bilden ebenso einen weiteren Lebensraum für Kleintiere. Käfer, Asseln und andere Insekten fühlen sich im verrotenden, feuchten Laub wohl und dienen größeren Tieren als Nahrung.

Wurzelnackte Heckenpflanzen als günstige Grundlage für eine Nährholzhecke

Unsere Hecke besteht aus wurzelnackten Pflanzen. Diese sind günstig im Einkauf (im Schnitt 7,- Euro pro Pflanze) und schnell gesetzt. Jedoch benötigen wurzelnackte Pflanzen ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Sie müssen so gelagert werden, dass ihre Wurzeln nicht austrocknen, und sollten beim Pflanzen stark am Gehölz und auch ein bisschen an den Wurzeln eingekürzt werden. Die Wurzelverletzungen regen das Wachstum an, während der Pflanzenschnitt dazu führt, dass zu Beginn weniger Substanz versorgt werden muss. Die abgeschnittenen Triebe sind übrigens kein Abfall. Pflanzt man diese ein, ist die Chance groß, dass diese „Stecklinge“ Wurzeln schlagen und zu eigenständigen Pflanzen werden.

Ein kleiner Nachteil bei wurzelnackten Pflanzen ist, dass sie voraussichtlich ein Jahr brauchen, um richtig Wurzeln zu fassen. Erst im zweiten Standjahr werden sie in voller Blüte stehen und frühestens tragen. Aber wer einen Garten anlegt, darf sowieso nicht ungeduldig sein!

Die abgeschnittenen, etwa 30 cm langen und bleistiftdicken Triebe können als Stecklinge in den Boden gesetzt werden. Sie bilden nach einiger Zeit wurzeln und werden so zu eigenständigen Pflanzen.

Wurzelnackt pflanzt man fast ausschließlich im Herbst oder Frühjahr, wenn der Boden schön feucht ist und das Klima nicht zu trocken ist. Zwar besteht ein höheres Risiko, dass eine Pflanze nicht anwächst, jedoch könnte sie im Fall der Fälle dank des günstigen Anschaffungspreises schnell ausgetauscht werden.

Eine „wurzelnackte“ Pflanze ist sehr günstig. Uns kosten sie im Schnitt 7,- Euro. Vergleichbare Pflanzen mit Wurzelballen würden etwa das drei- bis vierfache kosten.

Unser Plan für weitere Hecken im Naturerlebnisgarten Söllingen

Unsere Nährholzhecke stellt den ersten Teil unseres Heckenkonzepts dar. Als nächstes wollen wir eine Naschhecke angehen, die ausschließlich genießbare Früchte tragen wird. Dort dürfen dann unter anderem Brombeeren, Himbeeren, Jostabeeren, Apfelbeeren und Blaugurken wachsen. Auch soll unser Waldgarten eine eigene Hecke bekommen und für die Nordseite planem wir noch eine Hecke als Schallschutzwall.

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