Wir planen unseren Waldgarten

VonSebastian Petersen
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Zwar hat Bernhard Gruber zusammen mit uns einen tollen Lehmbackofen gebaut, aber der eigentliche Grund für seinen Besuch war ein anderer: Bernhard entwickelt zusammen mit uns einen Waldgarten!

Was ist ein Waldgarten?

Ganz einfach gesagt ist ein Waldgarten ein Garten, der dem natürlichen Aufbau eines Waldes folgt. Ein natürlicher Wald besteht aus mehreren Schichten, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. So wachsen kleine Bäume unter großen Bäumen, während Büsche und Stauden neben ihnen ihren eigenen Platz finden. Ganz unten auf der Erde gedeihen Bodendecker, und Wurzelpflanzen nehmen die unterste Schicht ein.

Der Wald bildet hierbei ein stabiles, vernetztes Ökosystem, welches ohne menschliche Eingriffe gewachsen ist, voller Biodiversität und immens produktiv ist.

Was sind die Vorteile eines Waldgartens?

Die Vielzahl an verschiedenen Arten und Spezies in einem Waldgarten stellt sicher, dass Krankheiten sich nicht zu weit ausbreiten können.

(Das genaue Gegenteil können wir gerade bei Monokulturen wie beispielsweise im Harz beobachten, wo der einheitliche Fichtenbestand derzeit gnadenlos dem Borkenkäfer zum Opfer fällt.)

Jedes Element eines natürlichen Waldes ist auf komplexe Weise mit einem anderen verbunden. Es gibt hier keinen „Abfall“. Abgestoßene Blätter, herabfallende Äste oder verwelkte Pflanzen dienen als Mulch und Dünger für alle weiteren Elemente. Die vorhandene Biomasse wird so ständig im bestehenden Stoffkreislauf recycelt.

In einem Waldgarten nutzt ihr die Prinzipien des Waldes, tauscht jedoch einige Elemente aus, damit sie Mensch und Tieren weitere Vorteile bringen. Anstelle von Birken oder Eichen pflanzt ihr beispielsweise einen Apfel- oder Nussbaum. Hierdurch erntet ihr viele leckere Früchte – und lasst den Tierchen natürlich auch etwas übrig!

Hört sich doch toll an, oder? Die Vorteile eines Waldgartens zeigen sich also in der großen Biodiversität sowie der vorteilhaften Koexistenz der ausgewählten Pflanzen. Ihr könnt sogar auf kleinen Flächen große Erträge erzielen da ihr das Land nicht nur horizontal, sondern auch vertikal nutzt. Der hieraus resultierende Begriff „Food Forest“ ist eine weitere Bezeichnung für Waldgärten.

Woraus besteht unser Waldgarten

In der Theorie kann ein Waldgarten aus bis zu sieben Schichten bestehen. Diese sind:

  1. Obere Kronenschicht (große Bäume / Hochstämme)
  2. Untere Kronenschicht (Halb- und Niederstämme)
  3. Strauchschicht
  4. Stauden- & Gemüseschicht
  5. Rhizomschicht
  6. Bodendeckerschicht
  7. Vertikale Schicht & Kletterpflanzen

Um dieses komplexe Thema etwas einfacher zu gestalten, beschränken wir uns jedoch vorerst auf vier Schichten.

Den Mittelpunkt unseres Gartens wird eine hochstämmige Marone bilden. Sie überragt alle weiteren Pflanzen und hilft mit ihrem abgeworfenen Laub, den Boden zu mulchen und mit Nährstoffen zu versorgen.

Eine Reihe weiterer Obstbäume bildet die untere Kronenschicht. Temporär pflanzen wir zwei Eichen und eine Lärche, die durch ihr schnelles Wachstum die anderen Bäume mitziehen sollen. Nach kurzer Zeit – etwa 15 Jahre – werden wir diese wieder aus dem Garten entfernen.

Zwischen den Obstbäumen pflanzen wir vielfältige Büsche und Sträucher. Neben den Beeren- beziehungsweise Früchte tragenden Gewächsen kommen auch Stickstoffsammler hinzu, die den Boden aufwerten sollen.

Bäume und Büsche wählen wir so aus, dass sie in unserer Klimazone mit den aktuellen und möglichen zukünftigen Bedingungen gut zurechtkommen.

Mehr Infos zum Thema Waldgarten

In so einem kurzen Blogbeitrag werden wir euch sicher nicht alles Wissenswerte zum Thema Waldgarten vermitteln können. Hier geht es auch lediglich um das Konzept, welches wir im Laufe unserer Gartenplanung als eine Alternative zur klassischen Streuobstwiese entdeckt haben.

Ein Waldgarten benötigt auch keine große Fläche. Das Konzept könnt ihr auch schon auf kleinstem Raum mit einem Baum und ein paar Sträuchern, Stauden und Bodendeckern umsetzen. Solche kleinen Waldgärtchen heißen „Baumgilden“ und funktionieren im Prinzip so wie die großen Varianten.

Wenn ihr tiefer in das Thema Waldgarten einsteigen wollt, habe ich hier eine kleine Literaturliste für euch:

Das Prinzip Waldgarten: In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen
Einfach erklärter Einstieg in das Thema

Market Gardening & Agroforst
Das Prinzip Waldgarten aus einem anderen Blickwinkel: Wie Bäume beim Gemüseanbau helfen

Praxisbuch Waldgarten: Natürlicher Anbau mit Permakultur
Mit viel Hintergrundwissen, jedoch eher für fortgeschrittene Leser geeignet

Beitragsinhalt

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